Gicht | Praxis
Einst galt die Gicht als Krankheit der Reichen. Mit zunehmender Zahl übergewichtiger und alter Menschen ist die Gicht heute ein Massenphänomen geworden mit steigender Tendenz.
Die Krankheit Gicht wird verursacht durch das erhöhte Auftreten der sogenannten Harnsäure im Blut. Die Hauptursache für dieses Phänomen ist Übergewicht, fettes Essen, insbesondere in Verbindung mit Alkohol und auch der Genuss von so genannten purinhaltigen Lebensmitteln (insbesondere Fleisch, aber auch einige Gemüsesorten).
Die Gicht ist eine heilbare Erkrankung, muss jedoch korrekt diagnostiziert und der Harnsäuregehalt im Blut konsequent und langfristig gesenkt werden. Sie führt im akuten Anfall nicht nur zu äußerst schmerzhaften Gelenken (insbesondere des Großzehengrundgelenkes), kann aber auch jedes andere Gelenk betreffen. Die erkrankten Gelenke werden bei fehlender Behandlung der Gicht häufig chronisch geschädigt und zerstört. Zusätzlich besteht eine erhöhte Gefahr, dass die Niere Schäden nimmt.
Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich folgende Empfehlungen:
In der Akutsituation sollte niedrig dosiertes Colchizin (bis zu 2 mg täglich), Rheumamittel (z.B. Ibuprofen, Diclofenac und andere) gegeben werden oder auch so genannte Steroide (intraartikulär, intramuskulär, oral). Das Medikament der ersten Wahl zur Senkung des Harnsäurespiegels ist Allopurinol, andere Optionen sind Benzbromaron, Probenecid oder Febuxostat.
Der Patient sollte geschult werden bzw. über jene Faktoren aufgeklärt werden die Gichtanfälle ermöglichen können. Bei Nierenfunktionsstörungen sollte engmaschig auf Nebenwirkungen durch die Einnahme von Allopurinol geachtet werden.
Der Zielwert für die Harnsäure im Blut liegt unter 6 mg/dl.
Weitere Therapieziele sind: Gichtanfälle vermeiden und so genannte Tophi auflösen. Patienten mit so genannten Gichtknoten, sollten primär durch eine dauerhafte medikamentöse Therapie mit Harnsäure von unter 5 mg/dl behandelt werden.
Chirurgische Eingriffe sind nur in Ausnahmefällen erforderlich, z.B. wenn ein Nervenkompressionssyndrom vorliegt.
Eine gesunde Lebensweise ist jedoch erforderlich, um Gelenkentzündungen, Nierenfunktionsstörungen und Herz-Kreislauf Komplikationen zu vermeiden.
Es gibt Vermutungen, dass die Harnsäure die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit oder Schlaganfälle fördern könne, gesicherte Belege hierfür gibt es derzeit noch nicht. Die Hyperurikämie kann aber ein Warnsignal für ein sogenanntes metabolisches Syndrom oder auch Herz-Kreislauf Erkrankungen seien.
Generell ist zu empfehlen ein erhöhtes Körpergewicht zu reduzieren, sich regelmäßig körperlich aktiv zu verhalten, nicht zu rauchen und Alkohol sowie stark gezuckerte Getränke nur in Maßen zu konsumieren.